Publications
"Bürgerwehren" in Nordrhein-Westfalen
Profil und Wahrnehmung vigilanter Gruppierungen in Nordrhein-Westfalen
Release Date
2024-04
Language
- German
Topics
- Building Peace and Social Cohesion
Gegenstand des vorliegenden Forschungsberichts sind zentrale Befunde des Projekts „Bürgerwehren“ in Nordrhein-Westfalen. Profil und Wahrnehmung vigilanter Gruppierungen in Nordrhein-West-falen, das im Zeitraum vom 01. November 2020 bis zum 31. Januar 2023 am Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazis (FORENA) der Hochschule Düsseldorf (HSD) durchgeführt wurde. Basierend auf dem Konzept des Vigilantismus und einer breiten und umfangreichen Datenbasis wurde indiesem Projekt erstmals eine systematische und umfassende Analyse von vigilanten Gruppen in Nordrhein-Westfalen bzw. Deutschland durchgeführt – hinsichtlich der Genese, Dynamik und der Profile solcher Gruppen. Zudem wurde empirisch eruiert, wie diese Gruppen von der lokalen Bevölkerung an den bevorzugten Orten ihres Auftretens wahrgenommen und in der lokalen Presseberichterstattung dargestellt wurden. Nach einer Erörterung des Vigilantismuskonzepts werden die allgemeinen und spezifischen Entstehungskontexte der beforschten Gruppen erörtert und diese einer systematischen Darstellung anhandausgewählter Charakteristika unterzogen. Es wird u.a. aufgezeigt, dass sich diese Gruppen hauptsächlich aus männlichen, deutschstämmigen Personen im mittleren Altersbereich rekrutieren, die Bezüge in verschiedene subkulturelle und extrem rechte Milieus haben. Es werden die internen Hierarchien der Gruppen, deren Infrastruktur sowie die starke lokale Verankerung vieler dieser Gruppenerörtert. Öffentlichen Aktivitäten der Gruppen, wie Straßenpatrouillen, regelmäßige „Spaziergänge“und Demonstrationen und deren Vernetzungen und Netzwerke werden nachgezeichnet. Es wird aufdas teilweise gewaltförmiges und kriminalitätsbezogenes Agieren der Gruppen eingegangen und ihr Handeln im Rahmen einer vigilanten Handlungslogik interpretiert. Auf Grundlage von 138 Straßenbefragungen wird aufgezeigt, wie die im Projekt intensiv beforschtenGruppen ‚Bruderschaft Deutschland‘ und ‚Steeler Jungs‘ von der lokalen Bevölkerung wahrgenommen werden. Dabei wurde deutlich, dass die Meinung der Befragten zu Bürgerwehren im Allgemeinen und zu den genannten Gruppen im Besonderen mehrheitlich von Ablehnung geprägt war, was vor allem in einer Ablehnung von Selbstjustiz und Rechtsextremismus begründet lag. Grundlage der Presseanalyse war eine umfangreiche lokale Berichterstattung von 455 Artikeln zu den Gruppen ‚Bruderschaft Deutschland‘ und ‚Steeler Jungs‘. Diesbezüglich werden im vorliegenden Forschungspapier u.a. die medialen Klassifizierungen dieser Gruppen und die Anlässe über sie zu berichten erörtert. Die Gruppen wurden oft als politisch rechts (-extrem) und gewalttätig charakterisiert. Besonders häufig wurde über sie berichtet im Zusammenhang mit Gegenprotesten oder wenn ihr Auftreten Gegenstand (lokal-) politischer Behandlungen war. Auch wird gezeigt, wie in der Presse über den Gegenprotest im Verhältnis zu den Gruppen berichtet wurde, was teilweise durch die Darstellung eines Verhältnisses von sich gegenüberstehenden rechten und linken Gruppen geschah. Abschließend werden Empfehlungen zum Umgang mit extrem rechten vigilanten Gruppen vorgestellt. Dabei wird betont, wie entscheidend es ist, das Phänomen umfassend zu verstehen, eine ganz-heitliche Perspektive einzunehmen und gemeinsam auf verschiedenen Handlungs-, Akteurs- und Verantwortungsebenen konsequent im Rahmen einer demokratischen Stadtgesellschaft zu agieren. Die Möglichkeiten der Prävention und Intervention werden erläutert, und die Bedeutung eines erfolgreichen Wissenschafts-Praxistransfers im Umgang mit diesem Phänomen wird hervorgehoben. Das Projekt wurde aus Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert.
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Publisher
CoRe NRW